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Moderne Kosmologie |
Die Materie im Universum ist nicht willkürlich verteilt. Galaxien, Quasare und
intergalaktische Gase umreißen ein Muster, das mit Seifenblasen verglichen wurde -
es sind große Hohlräume, umgeben von dünnen Wänden aus Galaxien, mit dichten Galaxiehaufen,
dort wo sich die Mauern kreuzen. Einer der primären Ziele der SDSS ist diese Struktur,
über große Distanzen hinweg, so detailliert wie möglich zu kartografieren. Wissenschaftler
haben viele Theorien darüber wie sich das Universum entwickeln könnte, wobei diese für das Universum
unterschiedliche, großangelegte Strukturen voraussagen. Die Karten der
SDSS könnten uns darauf hinweisen, welche Theorien richtig sind - oder ob wir mit
vollkommen neuen Ideen aufkommen müssen.
Galaxiehaufen
Galaxien werden für gewöhnlich in der Nähe voneinander gefunden, in Galaxiehaufen.
Die Verteilung dieser Haufen, und wie sich diese Verteilung mit der Zeit entwickelt,
sind wichtige Untersuchungen der kosmologischen Modelle: zum Beispiel prophezeien
verschiedene kosmologische Modelle unterschiedliche Anzahlen von Galaxiehaufen mit
verschiedenen Rotverschiebungen. Zusätzlich dazu häufen sich nicht nur die Galaxien,
sondern sogar die Haufen selbst! Der Grad zu dem die Gruppierungen, sowohl von Galaxien,
wie auch von Galaxiehaufen tendieren, ist ebenso eine Untersuchung unterschiedlicher
Theorien. Indem wir die Massen, Verteilungen und Entwicklungen von Galaxiehaufen
studieren, können wir etwas über die Bildung von Masse im Universum lernen, ein
grundlegendes Ziel der Kosmologie.
Weil Galaxiehaufen sehr massiv sein können (bis zu 1014 mal die Masse der
Sonne), ist ihre Gravitation stark genug um extrem heiße Gase, mit Temperaturen von
Millionen Graden, halten zu können. Dieses Gas emittiert Strahlung mit einer Wellenlänge,
wie die von Röntgenstrahlen, welche von einem Röntgensatelliten beobachtet werden kann, so wie
Chandra,
ROSAT, and
XMM.
Diese Satelliten haben gezeigt, dass ein großer Anteil der Haufen eine Struktur und
komplizierte interne Bewegungen hat, was darauf hindeutet, dass sie sich immer noch
entwickeln. Ebenso haben Satellitenbeobachtungen gezeigt, dass das röntgenemittierende
Gas den größten Teil der sichtbaren Masse in Galaxiehaufen ausmacht, der selbst größer als
die Summe aller Galaxien ist. Das ist ein sehr interessantes Ergebnis - wir erinnern uns,
dass Galaxiehaufen als eine übermäßige Dichte von Galaxien entdeckt wurden, und jetzt
wissen wir, dass Galaxien bloß ein kleiner Bruchteil der gesamten Masse von Galaxiehaufen
sind. Einige Astronomen haben sogar behauptet, dass Haufen ohne Galaxien genauso existieren
können - ausschließlich gewaltige Klumpen aus Gas.
Galaxiehaufen haben eine gigantische Masse, und nach der allgemeinen Relativitätstheorie
krümmen massive Objekte das Licht sobald es an ihnen vorüberzieht, ein Phänomen, das als
Gravitationslinsen bekannt ist. Der Betrag davon wie stark die Ablenkung an einem Objekt
durch die Gravitationslinse wirkt, die von einem Galaxiehaufen
erzeugt wird, hängt von der Gesamtmasse des Haufens ab. Also können wir die Masse der
Galaxiehaufen bestimmen, indem wir den Betrag der Ablenkung messen. Diese Messungen können
mit anderen Masseschätzungen verglichen werden, so wie dem Anteil des Röntgengases und
der Geschwindigkeit der Galaxien in dem Haufen. Mit diesen Masseschätzungen können wir
das Masse-zu-Licht (M/L) Verhältnis für Galaxiehaufen berechnen. Dieses
Verhältnis ermöglicht uns den sogenannten "bias", den systematischen Fehler, abzuschätzen,
was uns darüber Auskunft gibt, wie die Galaxien bezüglich der restlichen Materie verteilt
sind. Die M/L Verhältnisse tragen auch dazu bei, Einschränkungen über die totale Masse im
Universum zu setzen.
Wenn wir die Masse der Galaxien, die wir sehen können, mit der Masse des Röntgengases
addieren, das wir beobachtet haben, und es mit der abgeschätzten totalen Masse der
Galaxiehaufen vergleichen, erkennen wir, dass die meiste Materie eine andere Art ist!
Diese extra Masse wird dunkle Materie genannt, weil sie kein Licht emittiert.
In der Tat stellt sich heraus, dass der Großteil des Universums anscheinend aus dunkler
Materie besteht, die wir zwar nicht direkt sehen, aber deren Existenz wir aufgrund
ihrer Gravitation folgern können. Wissenschaftler haben etliche Theorien darüber, was
dunkle Materie sein könnte, aber keiner weiß es gewiss. Die Entdeckung dunkler Materie
ist eine der größten und faszinierendsten Entdeckungen des letzten Jahrzehnts.
Die meisten elliptischen und S0 Galaxien wurden in Haufen gefunden, und noch mehr
solcher Galaxien wurden in dichteren Haufen entdeckt. Erstaunlicherweise haben
Astronomen keine guten Erklärungen, warum die meisten Galaxiehaufen elliptische
Galaxien enthalten. Sie haben auch ein äußerst vages Verständnis davon, wie sich
die Galaxien in den Haufen entwickeln. Wenn wir in der Zeit zurück gehen, wissen
wir, dass damals offensichtlich mehr blaue Galaxien in den Haufen waren, was darauf
hindeutet, dass sich früher mehr Sterne gebildet haben müssen. Dennoch sehen wir auch
Galaxiehaufen mit einer wesentlichen Anzahl von alten, roten Galaxien, sogar mit
einer Rotverschiebung von ungefähr 1, als das Universum bloß ein paar Milliarden
Jahre alt war. Mithilfe der SDSS wird es uns möglich sein die Typen und Massen
von Galaxien in Tausenden von Haufen zu untersuchen, weit mehr als jemals
zuvor erforscht wurden.
Supergalaxiehaufen
Superhaufen sind einfach Haufen von Galaxiehaufen. Während Haufen normalerweise in den
Fasern und Wänden der "Seifenblase" des Universums zu finden sind, befinden sich die
Superhaufen an den Kreuzungen dieser Mauern. Superhaufen sind die allergrößten bekannten
Strukturen im Universum, wovon einige so groß sind wie 200.000.000 Lichtjahre!
Jedoch sind nur ein paar wenige bekannt, da diese Strukturen sehr selten sind. Die
bekanntesten Supergalaxiehaufen sind in der Nähe, einschließlich der großen Wand und
dem Superhaufen im Sternenbild Perseus und Fische. Vor kurzem gab es
einen Beweis für Superhaufen mit einer Rotverschiebung von etwa 1, der wichtige
Einschränkungen auf Strukturbildungen und kosmologische Modelle setzt. Zusätzlich dazu
sind die M/L Verhältnisse von Supergalaxiehaufen gleich denen von Galaxiehaufen. Diese Entdeckung
unterstellt, dass die mysteriöse dunkle Materie nicht mehr zu der Masse des Universums
beitragen kann, als sie zu der Masse von Haufen beiträgt.
Leerräume
Das untere Bild zeigt die Verteilung von 10.853 Galaxien in einem kleinen Streifen der
SDSS Hauptdurchmusterung, zusammen mit 486 "leuchtenden roten Galaxien", die ausgewählt
wurden, um die Struktur zu größeren Rotverschiebungen festzulegen. Dieses Muster macht
nur 1% der erwarteten endgültigen spektroskopischen Daten aus! Das Blasen-ähnliche Netzwerk aus
Mauern, Fasern und Leerräume ist deutlich sichtbar. Der Anteil des Raums, der von leeren
Bereichen bedeckt ist (Leerraum) ist in verschiedenen kosmologischen Modellen unterschiedlich;
folglich stellen präzise Karten der großangelegten Struktur im Universum Hinweise zu der
Art des Universums, in dem wir leben, bereit.
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